Jung sind alle die noch lachen
leben, lieben weiter machen:
jetzt geht‘s zum Finish
auf die 100 zu.

1968: Vor dem letzten Renntag Championatskampf: Stand Werner Bandermann 99 Siege, Horst Pätzel 97. Eine  medienwirksame Sportshow die auch den vor 5 Wochen verstorbenen DDR-Star-Reporter Oertel auf die Rennbahn trieb und in allen Tageszeitungen großen Anklang fand. Volle Tribünen, gespaltene Lager mit jeweiligen Fan-Truppen – jeder wollte seien Star am Ende feiern. Um es kurz zu machen: Ein Pätzel-Spektakel mit 3 Siegen (Lindenhofs Lenz, Staffeldes Perseus und Gerhard Koesters Stute Doris) brachte die Fans von Pätzel außer Rand und Band und der Star  des Tages riß sich erstmals beim Bad in der Menge den Helm vom Kopf, hatte Tränen in den Augen und beschloss so das Jahr in dem er mit der Superstute Bostana auch das Derby gewann spektakulär.
Als ich schon Fan war und 1963 mit der Traberzeitung (Rennkurier) in der U-Bahn saß, quatsche mich ein nicht ganz nüchterner Typ an und gab mir folgenden Rat: „Wenn du mal auf die Karlshorster Renne gehst, musst du immer Pätzel wetten! Ich weiß zwar nicht, ob es ein Pferd oder ein Jockey ist, aber immer Pätzel wetten!“ Nach seinem ersten Derbysieg mit Epoche fand ich dort mein sportliches zuhause. Meine vierbeinigen Lieblinge aus unzähligen Rennen täglich zu sehen – Wahnsinn! Horst Pätzels heimliches Lieblingspferd hieß Express, sein Lieblingshund Ali, der zum Erstaunen aller täglich unbeschadet zwischen den Pferdebeinen umher stolzierte. Allen voran aber seine „Lieblingsfrau“ Karin Pätzel, die treue Seele der Lindenhofer schlechthin. Zu dem Erfolgsteam gehörten Futtermeister Piasecki, Berufsfahrer Czaplewski, Pfleger Dallmann, jährlich wechselnden Lehrlinge und die Amateure Oelke, Leimbach, Maeder. Pätzels erfolgsverwöhntes Leben prägten also seine geliebten Pferde, seine Familie, lustige Runden im Café Vorwärts, genau wie geruhsames Angeln oder das aufregende Klammern (Rennbahnkartenspiel Nr.1).
Als Jugendlicher braucht man Idole: H.P. stand schon in meinen Schulheften als ich ihn noch nicht persönlich kannte und mein Schulnachbar in seine Paul McCartney und Franz Beckenbauer kritzelte.
Zum Ende noch folgende Geschichte: Im März‘73 gewann mein Trainer die ersten beiden Rennen, ich war mit der Stute Mazurka im dritten fällig, er nahm seinen Erfolgshelm, stülpte ihn auf meinem Kopf und murmelte, der sei positiv verstrahlt…. Ob nun der Helm des Meisters „Schuld“ war… oder … oder, keine Ahnung, jedenfalls gewann ich mit der Lindenhofer Stute gegen Seriensieger Import (Voges) und war sehr beeindruckt wie emotional sich Karin und er über den ersten Sieg meiner Amateurlaufbahn mit freuen konnten!
Danke Horst für die unvergessene Zeit und die vielen Trainingsrunden, die ich mit meinem Lieblingstraber René bei dessen Heats und Joggingeinheiten verbringen durfte, danke für unvergessene Stunden inmitten der schönsten und aufregendsten Sportart der Welt, D A N K E

Text: Jürgen Seipt